Statements und Diskussion mit
Prof. Dr. Karl Kardinal Lehmann
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof von Mainz
Dr. Nadeem Elyas
Vorsitzender des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Eschweiler
Gesprächsleitung
Prof. Dr. Reinhold Mokrosch, Universität Osnabrück
Mit dem Begriff des Fundamentalismus wird ein neuer Angstgegner der westlichen pluralistischen Gesellschaften beschrieben: Sein Kennzeichen jenseits aller theologischen Unterschiede ist die vermeintliche oder tatsächliche Unduldsamkeit der Vertreter und Propagandisten einschlägiger muslimischer Glaubensrichtungen – wie auch mancher christlicher Gemeinschaften — gegenüber dem westlichen »laissez faire«. Denn der Grund für den beklagten Verfall von Werten, guten Sitten und des gesellschaftlichen Zusammenhalts überhaupt wird in einem Mangel an geistiger und religiöser Orientierung gesehen. Für den Schritt vom ›fundamentalistischen‹ Gedankengut hin zur demonstrativen, ›heilsamen‹ Gewalt gibt es viele Beispiele. Die Medien präsentieren ›Hassprediger‹, Mörder aus Rache, Terroristen oder Selbstmordattentäter. Sind die als »fundamentalistisch« bezeichneten Vereinigungen und Denkschulen Brutstätten eines autoritären Geistes? Ist gar der »Faschismus«-Verdacht berechtigt? Liefern vollbärtige Mullahs und verschleierte Frauen lebende Beweise für eine archaische Rückwärtsgewandtheit und die Verweigerung gegenüber dem Angebot, ›unserer Wertegemeinschaft‹ beizutreten? Oder bieten ›fundamentalistische‹ Gruppen und Gemeinden nur die dringend erforderlichen Schutzräume für fremde Identitäten? Wer ist da zuständig: Ökumene oder Verfassungsschutz?
Prof. Dr. Karl Kardinal Lehmann
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof von Mainz – Geb. 1936, 1956-1964 Studium der Philosophie und der Theologie in Freiburg und Rom, 1964-1967 Asistent an den Universitäten München und Münster, 1968 Berufung auf den Lehrstuhl für katholische Dogmatik und Theologische Propädeutik in Mainz, 1971 Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie in Freiburg/Breisgau. 1983 Wahl zum Bischof von Mainz, 1987 Wahl zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Wiederwahl 1992 und 1999, daneben vielfältiges Engagement in Kirche, Wissenschaft und Gesellschaft.
Dr. Nadeem Elyas
Vorsitzender des Zentralrates der Muslime in Deutschland (ZDM) (seit 1995) und langjähriger Sprecher des Vorgremiums Islamischer Arbeitskreis in Deutschland – Geb. 1945 in Mekka/Saudi Arabien; seit 1964 in Deutschland, Medizinstudium in Frankfurt, Facharztausbildung in Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Zytologie in Bad Soden, Krefeld und Aachen, Parallelstudien in Islamwissenschaften. Breites Engagement in Institutionen und Einrichtungen gegen Rassismus und zur Verständigung zwischen den Religionen, u. a. als Mitglied des Interkulturellen Rates in Deutschland.
7. Juli 2005, 19:00 Uhr, Aula des Schlosses der Universität Osnabrück