Vor einer Eskalation in Afghanistan: Deutscher Auslandseinsatz auf dem Prüfstand

Statements und Diskussion mit

Prof. Dr. h. c. Horst Teltschik
Leiter der Münchner Konferenz für Sicherheitspolitik

Bernhard Gertz
Vorsitzender des Deutschen Bundeswehrverbandes, Bonn

Dr. Conrad Schetter
Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn

Gesprächsleitung
Prof. Dr. Roland Czada, Universität Osnabrück


Das im Herbst 2007 vom Bundeskabinett verabschiedete »Afghanistan- Konzept« sieht als Ziele des deutschen Auslandseinsatzes ein verstärktes Engagement für den zivilen Wiederaufbau und verstärkte Unterstützung bei Aufbau und Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte vor. Das »militärische Engagement« diene dabei nur der »Fortführung der Sicherheitsunterstützung«. Inzwischen haben Raketenangriffe, explodierte Sprengstoff-Fallen und Selbstmordattentate erneut gezeigt, dass in Afghanistan Krieg geführt wird und die derzeit dort stationierten rund 3.000 deutschen Soldaten zunehmend davon beeinträchtigt werden. Eine Diskussion um Ziele dieses Einsatzes, die dafür zur Verfügung stehenden Mittel und die Erfolgsaussichten hat begonnen. »Was ich kritisiere, ist, dass wir diese Entscheidung, ob wir nach Afghanistan gehen sollen oder nicht, in Deutschland praktisch nicht diskutiert haben. Die Formel von Herrn Struck [›Die deutsche Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt‹] ist bei uns nie ernsthaft diskutiert worden«, sagte jüngst Horst Teltschik. Inzwischen wird die Ausweitung des Mandats für die Bundeswehr auf den Süden des Landes gefordert. Die Ernüchterung über einen bevorstehenden Kampfauftrag hat das Ziel eines zivilen Wiederaufbaus zweitrangig werden lassen. Nährt nun der Krieg ein weiteres Mal den Krieg? Welche weitere Lasten sind die Menschen in den beteiligten Nationen bereit zu übernehmen? Welche Chancen für eine Friedensstiftung bleiben den NATO-Truppen in Afghanistan, wenn der politische Kredit verbraucht und eine militärische Entscheidung nicht zu haben ist?

Prof. Dr. h.c. Horst Teltschik
Leiter der Münchner Konferenz für Sicherheitspolitik von 1999 bis 2008 – Geb. 1940, Studium der Politischen Wissenschaften in Berlin. 1972 Referent in der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, 1977 Büroleiter des Vorsitzenden der CDU/CSUBundestagsfraktion, 1983 Vizechef des Bundeskanzleramtes. 1991 Geschäftsführer der Bertelsmann-Stiftung. Seit Anfang 2003 Honorarprofessor der TU München.

Bernhard Gertz
Oberst der Bundeswehr, Vorsitzender des Deutschen BundeswehrVerbands seit 1993 – Geb. 1945, nach dem Abitur militärische Laufbahn bei der Bundeswehr, Betriebswirtschaftsund Jurastudium an Hochschulen der Bundeswehr. Ab 1981 Referent im Bundesministerium der Verteidigung, 1988 bis 1991 Mitglied im Hauptpersonalrat, Beförderung zum Oberst, Mitglied des Beirats für Fragen der Inneren Führung seit 1994.

Dr. Conrad Schetter
Wissenschaftler am Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn, Leiter der Forschungsgruppe »Governance and Confl ict«; Veröffentlichungen: »Ethnizität und ethnische Konflikte in Afghanistan« (2003) und »Kleine Geschichte Afghanistans « (2004) sowie zahlreiche Presseartikel.


11. Juni 2008, 19:00 Uhr, Ratssitzungssaal des Rathauses Osnabrück


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© Osnabrücker Friedensgespräche | Uwe Lewandowski