„Selektion nicht akzeptabel“ Weichenstellungen für die Biopolitik

Vortrag und Diskussion mit

Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin
Bundesministerin der Justiz

Gesprächsleitung
Daniela de Ridder, Fachhochschule Osnabrück

Die ›Biopolitik‹ scheint nach hochrangig geführten Diskussionen in den Hintergrund öffentlicher Aufmerksamkeit geraten zu sein. Jetzt wird vor Gerichten um Rechtsentscheide gerungen: Dürfen Gen-Sequenzen patentiert werden? Ist der Import von embryonalen Stammzellen zulässig? Müssen bei Schwangeren regelmäßig die neuesten Diagnoseverfahren angewandt werden und welche Kosten haben die Krankenversicherungen zu übernehmen? Die ethischen Maßstäbe zur Beurteilung solcher Fragen werden im Prinzip von allen Seiten bestätigt: Der Schutz des – werdenden – Lebens und das Lebensrecht jedes menschlichen Wesens überhaupt sowie die Verpflichtung, Krankheiten zu heilen und dazu das nötige Wissen zu erwerben, stehen außer Zweifel. »Heilen und Helfen: Ja – Klonen, Selektieren und Züchten von Menschen: Nein!«, so hatte die Bundesjustizministerin im vergangenen Jahr Position bezogen. Doch es geht bei diesem Thema auch um Geschäfts­interessen, Wissenschaftspolitik und internationalen Wettbewerb.

Prof. Dr. jur. Herta Däubler-Gmelin MdB
Bundesministerin der Justiz seit 1998 – Geboren am 12. August 1943 in Bratislava/Slowakei. Abitur 1962, nach ihrem Studium der Geschichte, Volkswirtschaft, Rechtswissenschaft und Politikwissenschaften in Tübingen und Berlin war sie als Rechtsanwältin mit den Schwerpunkten Europarecht, Medien- und Telekommunikationsrecht in Stuttgart und Berlin tätig. Die FU Berlin, wo sie seit 1992 am Otto-Suhr-Institut Lehrveranstaltungen hält, ernannte sie 1995 zur Honorarprofessorin. Als Autorin vieler Aufsätze und Buchbeiträge hat sich Frau Frau Däubler-Gmelin zu aktuellen Fragen der Rechtspolitik auch publizistisch geäußert, so bereits 1986 zur Genforschung. In den Bundestag wurde Herta Däubler-Gmelin 1972 gewählt. Dort war sie seither u.a. Vorsitzende des Rechtsausschusses und stv. Vorsitzende der SPD-Fraktion. Sie ist Mitglied des Präsidiums der SPD. Im Oktober 1998 wurde sie in das Amt der Bundesjustizministerin berufen.

16. Juli 2002, 19:00 Uhr, Rathaus Osnabrück