Kulturelle Vielfalt – Grenzen der Duldsamkeit?

Statements und Diskussion mit

Prof. Dr. Manfred Lahnstein
Bundesminister a. D., Professor für Kultur- und Medienmanagement an der Hochschule für Musik und Theater, Hamburg

Prof. Dr. Ernst Gottfried Mahrenholz
Verfassungsrechtler, ehem. Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, Karlsruhe

Gesprächsleitung
Daniela de Ridder, Fachhochschule Osnabrück


»Deutschland hat eine Aufgabe, die es in seiner Geschichte bisher nie gehabt hat, nämlich 3,5 Millionen Moslems zu integrieren und nicht zu desintegrieren«. So kommentierte der frühere Karlsruher Verfassungsrichter Ernst G. Mahrenholz das ›Kopftuch‹-Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem vergangenen Jahr. Manfred Lahnstein, Medienmanager und früherer Bundespolitiker, stellt demgegenüber die Frage nach den »Grenzen der Duldsamkeit« insbesondere gegenüber dem Islamismus: »Gefährlich werden kulturelle Identitäten, wenn sie religiös begründet, intolerant und aggressiv vertreten werden«, mahnt Lahnstein. Nicht sich wandelnde ›Identitäten‹, sondern die Grundwerte unserer Verfassung sollten das gesellschaftliche Zusammenleben leiten. Die Bürger müssten auch im Alltag die »offene und tolerante Werteordnung« gegen Intoleranz und post-moderne Beliebigkeit verteidigen.

Prof. Dr. Manfred Lahnstein
Politiker, Manager, Unternehmensberater – Geb. 1937 im Rheinland, Studium in Köln, dann Bildungsreferent und 1965-1967 Sekretär beim Europäischen Gewerkschaftsbund in Brüssel. 1967-1973 Kabinettchef bei der EG-Kommission. 1973-1982 in Bundeskanzleramt und Bundesfinanz-ministerium tätig; 1982 Bundesminister der Finanzen im Kabinett Helmut Schmidt. 1983-1994 als Vorstandsmitglied der Bertelsmann AG verantwortlich für den Aufbau des Unternehmensbereiches ›Neue Medien‹, 1994-1998 dort Mitglied des Aufsichts­rates und seit 1998 Sonderbeauftragter des Vorstands. 1994 Gründung der Beratungsgesellschaft Lahnstein & Partner. Lahnstein engagiert sich u. a. seit 1994 Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, als Vorsitzender im Board of Governors der Universität Haifa und Vorsitzender des Kuratoriums der ZEIT-Stiftung.

Prof. Dr. Ernst Gottfried Mahrenholz
Verfassungsrechtler, Hochschullehrer – Geb. 1929 in Göttingen, Studium der Theologie und der Psychologie, dann der Rechtswissenschaften. Nach Stationen in der Kommunal- und Landesverwaltung wird er 1965-1970 Direktor des NDR-Funkhauses Hannover. 1970-1974 Staatssekretär und Chef der Niedersächsischen Staatskanzlei, 1974-1976 Niedersäch­sischer Kultusminister, 1976-1981 Abgeordneter des Niedersächsischen Landtages, 1981-1994 Richter am Bundesverfassungsgericht, ab 1987 dessen Vizepräsident. Seit 1991 Professor an der Universität Frankfurt. Seit 1994 auch Rechtsanwalt für die Fachgebiete Rundfunk- und Presserecht sowie Verfassungsrecht in Karlsruhe. Mahrenholz amtiert u. a. als Präsident der Deutsch-Israelischen Juristenvereinigung.

26. April 2005, 19:00 Uhr, Aula des Schlosses der Universität Osnabrück