Krise ohne Ende? Welchen Weg geht die marktwirtschaftliche Gesellschaft

Statements und Diskussion anlässlich des Osnabrücker Friedenstages und dem Jahrestag des Westfälischen Friedens von 1648 mit

Franz Müntefering
Bundesminister für Arbeit und Soziales, Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland

Prof. Dr. Kurt Biedenkopf
Kuratoriumsvorsitzender der Hertie School of Governance, Ministerpräsident a. D. von Sachsen

Gesprächsleitung
Prof. Dr. Roland Czada und Prof. Dr. György Széll, Universität Osnabrück


Der gesellschaftliche Reichtum in den westlichen Industriestaaten ist so hoch wie nirgends sonst auf der Welt. Nirgendwo sonst wirken aber auch die Krisenszenarien so bedrohlich: Das internationale Banken-, Währungs- und Kreditsystem ist durch beschleunigte Spekulation zunehmend kollapsgefährdet. Umwelt-Katastrophen, die schleichende Vergiftung von Menschen und Natur und das Versiegen von Ressourcen und Energiequellen, aber auch das innergesellschaftliche Gefälle an Lebens- und Erwerbschancen machen die »Anarchie der Produktion« (Friedrich Engels) im Kapitalismus unübersehbar. Die Politik beansprucht einerseits die Zuständigkeit für die Lenkung und Gestaltung der Marktkräfte, auch unter den Bedingungen der Globalisierung. Andererseits wird die
Selbstverantwortung der Individuen beschworen. Es ist an jedem von uns, sich zu bewähren, die eigene Qualifikation zu steigern, Flexibiliät und Belastbarkeit zu beweisen. – Hat die Politik heute den Menschen eigentlich anderes zu offerieren als »nackten Kapitalismus«?

Franz Müntefering
Bundesminister für Arbeit und Soziales und Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland (seit Nov. 2005) – Geb. 1940 in Neheim-Hüsten, nach einer Lehre als Industriekaufmann von 1957 bis 1975 Kaufmännischer Angestellter in der metallverarbeitenden Industrie. Vielfältige kommunal-, landes- und bundespolitische Funktionen, u.a. 1975 bis 1992 und seit 1998 Bundestagsabgeordneter, 1992 bis 1995 Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Nordrhein-Westfalen und 1998 bis 1999 Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Ab 1992 Mitglied im Bundesvorstand seiner Partei, 1995 bis 1998 ihr Bundesgeschäftsführer. 1999 bis 2002 SPD-Generalsekretär und März 2004 bis Nov. 2005 Parteivorsitzender.

Prof. Dr. Kurt Biedenkopf
Ministerpräsident a. D. des Freistaates Sachsen – Geb. 1930, Studium der Politikwissenschaft, Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre. 1958 Promotion zum Dr. jur.; Dozent an den Universitäten Frankfurt und Tübingen. Ab 1964 Ordinarius für Handels-, Wirtschafts- und Arbeitsrecht an der Ruhruniversität Bochum, 1967 bis 1969 deren Rektor. Ab 1970 Mitglied der Geschäftsführung des Chemiekonzerns Henkel. 1973 bis 1977 Generalsekretär der CDU, ab 1976 Mitglied des Bundestages und wirtschaftspolitischer Sprechers der CDU/CSU-Fraktion. 1980 bis 1988 Mitglied des Landtages Nordrhein-Westfalen, 1990 Gastprofessor für Wirtschaftspolitik an der damaligen Karl-Marx-Universität in Leipzig.
1990 bis 2002 Ministerpräsident des Freistaates Sachsen.

25. Oktober 2006, 19:00 Uhr, Stadthalle Osnabrück