Korruption – (k)ein Kavaliersdelikt

Statements und Diskussion mit

Prof. Dr. Peter Eigen
Vorsitzender der Extractive Industries Transparency Initiative, Gründer von Transparency International, Berlin

Prof. Dr. Heribert Ostendorf
Generalstaatsanwalt in Schleswig-Holstein a. D., Universität Kiel

Hans Leyendecker
Publizist, leitender politischer Redakteur der Süddeutschen Zeitung

Gesprächsleitung
Prof. Dr. Reinhold Mokrosch, Universität Osnabrück


Verdächtigungen und Enthüllungen über Vorteilsnahme und Vorteilsgewährung, Bestechlichkeit, verdeckten Lobbyismus, Geheimnisverrat, Ämterpatronage, heimliche Preisabsprachen, Insidergeschäfte, Schleichwerbung, Vetternwirtschaft und andere unlautere Formen des Wettbewerbs sind regelmäßig wiederkehrende Stoffe der unterhaltenden Berichterstattung in den Medien. »Korruption «, so definiert z. B. Transparency International, sei der »Missbrauch anvertrauter Macht zum eigenen Vorteil«. Die dabei Ertappten wollen aber häufig gar nicht zum eigenen Vorteil gehandelt haben. Es ging demnach meist um die Erlangung von Aufträgen für das Unternehmen, um die Erhaltung von Arbeitsplätzen oder um eine Entscheidungsbeeinflussung im höheren Interesse der Allgemeinheit. Die Motive für Korruption sind offenbar durchaus systembedingt, weshalb solche »Kavaliersdelikte « die Schuldigen nicht auf Dauer entehren müssen. Sind die Anstrengungen der Justiz und die Anläufe für eine neue Unternehmenskultur nur ein Kampf gegen Windmühlenflügel? Oder entdecken Unternehmen und Institutionen den nachhaltigen Vorteil einer ›weißen Weste‹? – SZ-Redakteur Hans Leyendecker meinte jüngst in einem Interview gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung: »Es hat sich viel getan durch Anti-Korruptions- Maßnahmen, Ombudsleute, Korruptionsbeauftragte, Vier-Augen-System«.

Prof. Dr. Peter Eigen
Vorsitzender der seit 2003 bestehenden, mit Unterstützung der G8-Länder gegründeten »Extractive Industries Transparency Initiative« (EITI), deren Mitglieder sich zur Offenlegung der Zahlungen der rohstofffördernden Industrien an die Förderländer verpflichten – Geb. 1938, Jurist. Ab 1968 bei der Weltbank in Washington tätig, von 1975 bis 1993 Weltbank- Direktor der Regionalkommissionen für Westafrika, Ostafrika und Lateinamerika. 1993 gründete Eigen die Anti-Korruptions- Organisation »Transparency International«.

Prof. Dr. Heribert Ostendorf
Generalstaatsanwalt in Schleswig-Holstein von 1989 bis 1997, seither Leiter der Forschungsstelle für Jugendstrafrecht und Kriminalprävention an der Universität Kiel – Geb. 1945, nach Jurastudium als Richter in Schleswig- Holstein tätig, von 1981 bis 1989 Professor für Strafrecht an der Universität Hamburg; zahlreiche kriminalpolitische Initiativen und Veröffentlichungen, u. a. zum Thema Korruption im öffentlichen Dienst.

Hans Leyendecker
Publizist, leitender politischer Redakteur der Süddeutschen Zeitung – Geb. 1949, nach journalistischer Ausbildung und Geschichtsstudium Redakteur und Reporter bei der Westfälischen Rundschau, Dortmund. Ab 1979 NRW- Korrespondent des SPIEGEL, 1995 SPIEGEL-Kolumnist und -Ressortleiter in Hamburg; 1997 Wechsel zur Süddeutschen Zeitung. Seit 1982 deckte Leyendecker zahlreiche politische Affären in Deutschland wie im Ausland auf.

11. Juli 2008, 19:00 Uhr, Aula des Schlosses der Universität Osnabrück, Neuer Graben


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© Osnabrücker Friedensgespräche | Uwe Lewandowski