Islamische Theokratie im Iran und anderswo – Kriegsgefahren und Friedens-Chancen

Statements und Diskussion mit

Ruprecht Polenz MdB
Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages, Präsident der Deutschen Atlantischen Gesellschaft e. V.

Prof. Dr. Udo Steinbach
Direktor des Deutschen Orient-Instituts, Hamburg

Prof. Dr. Mohssen Massarrat
Universität Osnabrück

Gesprächsleitung
Prof. Dr. Reinhold Mokrosch, Universität Osnabrück


Im Jahr 1979 beendete im Iran eine Revolution unter islamischen Vorzeichen die Herrschaft des Schahs, eines mit dem Westen eng verbundenen Autokraten. Credo der Gründer der neuen Islamischen Republik Iran war, dass nur die strikte Einheit von religiösem Gebot und politischem Handeln die Gewähr für das Gedeihen ihrer Nation bieten könne. Ein ›geistlicher Revolutionsführer‹ wacht im Iran seither über die Einhaltung der Grundsätze der islamischen Glaubenslehre in Politik und Gesellschaft. Er hat auch den Oberbefehl über die Streitkräfte und beruft die Spitze der Judikative. Regierungschef ist seit August 2005 Dr. Mahmud Achmadineschad. Das iranische Modell eines religiös fundamentierten Nationalismus sollte in der Folgezeit auch exportiert werden: Seit langem schon wird den Regierenden im Iran die Unterstützung militanter islamistischer und anti-israelischer Bewegungen im Nahen und Mittleren Osten vorgeworfen. Auf dem Weg zur Nutzung der Kernkraft ist der Iran bereits seit den 1970er Jahren, als mit westdeutschen Firmen der Bau eines Atommeilers in Buschehr vereinbart wurde. Heute wollen die USA und die EU eine atomare Bewaffnung Irans unter allen Umständen verhindern. Die jüngsten Verhandlungen der EU mit dem Ziel, den Iran zum Verzicht auf die Erzeugung waffenfähigen Urans zu bewegen, gelten allerdings als gescheitert. Und ob das Angebot Russlands, auf seinem Boden iranisches Uran für die zivile Nutzung anzureichern, als Friedensgarantie Anerkennung findet, ist fraglich. So lässt das Beharren des Iran auf der eigenen Souveränität in dieser Frage und die Drohung der USA, gegenüber dem Iran eine »Kriegsoption« zu ergreifen, der Welt einen neuen Krieg wahrscheinlicher werden. Das Leben Hunderttausender, die Wiedergewinnung von Frieden und Sicherheit im Nahen und Mittleren Osten, die Existenz Israels und eines palästinensischen Staates stehen auf dem Spiel …

Ruprecht Polenz MdB
Mitglied des Bundestages seit 1994, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses seit 2005 – Geb. 1946, Jurastudium, 1977 bis 1980 Wiss. Assistent an der Universität Münster. Ab 1980 für die Industrie- und Handelskammer Münster tätig, 1984 bis 1994 als deren Geschäftsführer. 1995 bis 2003 CDUKreisvorsitzender in Münster, seit 1998 Mitglied im Landesvorstand der Partei. April bis November 2000 Generalsekretär der CDU. Zahlreiche ehrenamtliche Mandate, u. a. als Präsident der Deutsch-Atlantischen Gesellschaft und Vorsitzender des ZDF-Fernsehrates.

Prof. Dr. Udo Steinbach
Direktor des Deutschen Orient-Instituts in Hamburg seit 1976 – Geb. 1943, Studium der Islamwissenschaft und Klassischen Philologie, 1971-1975 Wiss. Mitarbeiter bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, Ebenhausen. 1975 Leiter der türkischen Redaktion bei der Deutschen Welle, Köln.

31. März 2006 19:00 Uhr, Ratssitzungssaal des Rathauses Osnabrück