Islam in der (Selbst-)Kritik – Chancen für einen zukunftsfähigen Glauben der Muslime in Deutschland und Europa?

Statements und Diskussion mit

Seyran Ates
Rechtsanwältin und Autorin, Berlin

Aydan Özoguz
Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft

Rabeya Müller
Institut für Interreligiöse Pädagogik und Didaktik, Köln

Gesprächsleitung
Dr. Daniela De Ridder, Universität Osnabrück


Die Freiheit des religiösen Bekenntnisses gehört zu den am höchsten geschätzten Errungenschaften des liberalen, demokratischen Rechtsstaates in Europa. Im Fall der Religion der Muslime ist diese Gewissheit von Zweifeln und Misstrauen überlagert. Nach einer Konfrontation mit Terrorakten, die von bekennenden Muslimen im Namen ihres Gottes verübt werden, ist dieser Glaube unter den Verdacht der Systemfeindschaft mit der Demokratie geraten. So wird am Islam nun die etwaige Unvereinbarkeit des Gehorsams gegenüber der weltlichen und der himmlischen Autorität problematisiert: Bekleidungsgewohnheiten und die Befolgung von Glaubensvorschriften, die zum Alltag in Deutschland quer stehen, »beweisen« da schnell die Weigerung der Betreffenden, sich zu integrieren. Drohungen und Übergriffe auf KritikerInnen des Zwangs-Charakters eines islamisch geprägten Familien- und Glaubenslebens und Gewalttaten gegen Abtrünnige gaben der Debatte neue Aktualität. Die Verteidiger der Integrität des muslimischen Glaubens halten dagegen, dass es »Ehrenmorde« und »Zwangsheiraten « nicht geben könne, denn der Prophet selbst erteilte jeglichem Zwang in der Religion eine Absage, und die Tötung eines Menschen verurteilte er als Frevel an der ganzen Menschheit. Muss sich der Islam »europäisieren«? Könnten die Gegensätze dieser Religion zu ihrer Umwelt zum Verschwinden gebracht werden? Oder muss das freiheitliche Europa der neu ankommenden Glaubensgemeinschaft vorbehaltlos die Türen öffnen?

Seyran Ates
Rechtsanwältin und Autorin türkisch-kurdischer Herkunft – Geb. 1963 in Istanbul, 1969 nach Berlin übergesiedelt, dort Jura-Studium und Referendariat; 1984 durch ein Attentat schwer verletzt; von 1997 bis 2006 als Rechtsanwältin tätig. Jahrelanges politisches und publizistisches Engagement für frauen- und minderheitenspezifische Belange.

Aydan Özoguz
Projektleiterin der Hamburger Körber-Stiftung für deutschtürkische Projekte seit 1996, Mitglied der SPD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft seit 2001 – Geb. 1967 in Hamburg, Sprachen- und Wirtschaftsstudium, zwei Jahre Vorsitzende der Türkischen Studentenvereinigung.

Rabeya Müller
Islamwissenschaftlerin und Pädagogin, Leiterin des Instituts für Interreligiöse Pädagogik und Didaktik in Köln – Geb. 1957, Tätig im Bereich Religionspädagogik, Stv. Vorsitzende der Konferenz europäischer Theologinnen, stv. Vorsitzende des Zentrums für islamische Frauenforschung u. Frauenförderung.

24. April 2007, 19:00 Uhr, Aula des Schlosses der Universität Osnabrück, Neuer Graben