Familienpolitik als Zukunftspolitik: Möglichkeiten und Grenzen

Vortrag und Diskussion mit

Dr. Ursula von der Leyen
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Diskutantin
Prof. Dr. Alrun Niehage

Fachhochschule Osnabrück, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft e. V.

Gesprächsleitung
Waltraud Luschny, Leiterin des NDR Studio Osnabrück


Seit dem Amtsantritt der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist die Familienpolitik verstärkt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Die Familie, von je her als »Keimzelle des Staates« gewürdigt und laut Grundgesetz »unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung«, hat vor dem Hintergrund alarmierender Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung in Deutschland politisch Konjunktur. Mit dem jüngst im Bundestag verabschiedeten Gesetz über die Zahlung eines existenzsichernden Elterngeldes erkennt die Politik die »Elternarbeit« an. Die Zahlung soll für zwölf Monate nach der Geburt eines Kindes das wegfallende Erwerbseinkommen des pausierenden Elternteils – zumeist wohl der Mutter – ersetzen. Mit dem Angebot an den anderen Elternteil, anschließend ebenfalls für zwei Monate vom Job zu pausieren, sorgte die Ministerin zudem für einen Anreiz – wohl für die Väter –, einen (deutlich kleineren) Teil von Lust & Last der Kinderaufzucht zu übernehmen. So gilt Ursula von der Leyen manchen als »die irritierendste Rollenbrecherin im Kabinett« (Alice Schwarzer). Lässt sich der statistisch nachlassende Kinderwunsch als eine nachvollziehbare Reaktion auf die gewachsene Unsicherheit im Erwerbsleben und prekär werdende Lebensverhältnisse zurückführen? Und was heißt es, wenn die Familie bei einer sich verringernden Bevölkerungszahl zum besonderen Förderschwerpunkt
der Politik wird? Schon das Amt der »Bundesfamilienministerin« zeigt, dass hier Privates hochpolitisch ist. Galt die Möglichkeit der Geburtenkontrolle einst als emanzipatorischer Zugewinn an Freiheit, so gerät heute ins Minus gegenüber der Gesellschaft, wer keinen Nachwuchs hat. Die Schuldzuweisungen treffen Unbeteiligte wie notorische Singles, »Neon-Heteros« und Menschen mit verpassten Möglichkeiten, die dafür steuerlich zur Rechenschaft gezogen werden dürfen. Trotzdem wird, wer »en famille« lebt, häufig die »mangelnde Kinderfreundlichkeit« der Gesellschaft feststellen …

Ursula von der Leyen
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend seit November2005 – Geb. 1958 in Brüssel; verheiratet, sieben Kinder. Nach dem Studium der Volkswirtschaft in Göttingen und Münster sowie der Medizin in Hannover Staatsexamen und Approbation. Von 1988 bis 1992 Assistenzärztin an der Frauenklinik der MHH in Hannover, 1991 Promotion, 1992 bis 1996 Aufenthalt in Stanford/USA, 1998 bis 2002 Wiss. Mitarbeiterin für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung an der MHH. Von 2001 bis 2004 kommunalpolitische Mandate in der Region Hannover, 2003 bis 2005 Mitglied der CDU-Fraktion im Nieders. Landtag und Niedersächsische Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit. Seit 2004 Mitglied des Präsidiums der CDU, seit 2005 Vorsitzende der Familien-Kommission »Eltern, Kind, Beruf« der CDU.

28. November 2006, 19:00 Uhr, Aula des Schlosses der Universität Osnabrück, Neuer Graben