Europa sieht Deutschland 2014

Nach dem großen Wandel – Europas Zukunft und deutsche Aufgaben

Festvortrag zum Tag der Deutschen Einheit mit

Prof. Dr. Angelo Bolaffi
Philosoph und Publizist, Rom

Gesprächsleitung
Prof. Dr. Martina Blasberg-Kuhnke, Universität Osnabrück


»Deutschland ist die einzige Macht, das einzige Land, dass die Verantwortung hat – wenn wir hier nicht das Wort ›Hegemonie‹ benutzen wollen, nehmen wir das Wort ›Verantwortung‹ –, ganz Europa zu sagen, dass die Zukunft Europas nach zwei großen Tragödien, nach dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg, für die Deutschland so große Verantwortung hatte, eine riesige kulturelle, soziale und wirtschaftliche Reform verlangt, damit es eine Zukunft auch für die jüngeren Leute in Spanien, Griechenland und Italien werden kann.« – In einem Rundfunkinterview nahm der italienische Philosoph Angelo Bolaffi deutsche Verantwortung ganz anders beim Wort, als es derzeit die Befürworter bewaffneter Friedensmissionen der Bundeswehr oder von Waffenexporten zur Abwehr von Menschenrechtsverletzungen propagieren.
»Heute Europa zu wollen«, so Bolaffi weiter, »heißt, wir wollen Europa so stärken, damit Europa seine Werte, die sozialen Errungenschaften in der globalisierten Welt, behaupten kann. Wir müssen dafür sorgen, dass alle europäischen Länder sich reformieren, um den Wettbewerb mit anderen Mächten bestehen zu können.« – Ist dabei Deutschland als Modell anzusehen? »Als Italiener darf ich das: eine Hegemonie Deutschlands fordern«, sagt Bolaffi.
In den Festvorträgen zum Tag der Deutschen Einheit im Rahmen der Osnabrücker Friedensgespräche skizzieren Persönlichkeiten aus unseren Nachbarländern ihre Sicht auf das seit 1990 vereinte Deutschland.

Angelo Bolaffi
Angelo Bolaffi, Professor für politische Philosophie an der Universität La Sapienza in Rom – Geb. 1946. Nach der Promotion 1969 kam Bolaffi als Stipendiat an die FU Berlin, wo er später die Vertretung des Lehrstuhls von Wolf-Dieter Narr übernahm. Als Herausgeber und Übersetzer machte er Texte von Adorno, Marcuse, Tönnies und Fraenkel in Italien zugänglich und veröffentlichte zahlreiche Essays, u. a. über Carl Schmitt, Ernst Cassirer und Hannah Arendt. Von 2007 bis 2011 leitete Bolaffi das italienische Kulturinstitut in Berlin. Sein jüngstes Buch »Cuore tedesco. Il modello Germania, l’Italia e la crisi europea« erschien 2014 auf deutsch unter dem Titel »Deutsches Herz«.

3. Oktober 2014, 11 Uhr, Rathaus


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© Osnabrücker Friedensgespräche | Uwe Lewandowski

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Europa sieht Deutschland: Nach dem großen Wandel - Europas Zukunft und deutsche Aufgaben - Teil 1

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