Europa sieht Deutschland 2012

Wir alle sind Partner in der Europäischen Union

Festvortrag zum Tag der Deutschen Einheit mit

Prof. Dr. Konstantinos Simitis
Griechischer Ministerpräsident von 1996 bis 2004, Athen

Gesprächsleitung
Prof. Dr. Dimitris K. Maretis, Hochschule Osnabrück


Die europäische Integration kannte jahrzehntelang nur eine Richtung: vorwärts! Spätestens mit dem Ausbruch der Finanzkrise seit dem Jahr 2008 hat offenbar eine gegenläufige Entwicklung eingesetzt. Bevorstehende Beitritte zur Europäischen Union wie der Kroatiens im kommenden Jahr finden wenig Beachtung. Und einzelnen EU-Mitgliedstaaten wird sogar leichthin der Austritt aus der EU-Gemeinschaftswährung, dem Euro, nahegelegt – ein Schritt, der sie auf lange Zeit zu neuen Armenhäusern auf dem Kontinent machen dürfte. Griechenland ist aufgrund drohender Zahlungsunfähigkeit in die Mühlen der internationalen Finanzmärkte und der politischen und wirtschaftlichenInstitutionen Europas geraten. In den Medien seiner europäischen Nachbarn, besonders den deutschen, erschienen zahlreiche Berichte, in denen griechische Politiker wie auch Bürger für eine Überschuldung verantwortlich gemacht wurden, die es keineswegs nur in Griechenland gibt, dort aber besonders krass. Von Solidarität, einem sonst geschätzten Wert, ist derzeit kaum die Rede. Stattdessen machen zwischen Ländern und Leuten, Politikern wie Normalverbrauchern, Pauschalurteile gegenüber dem jeweils anderen
die Runde. Wie kann man einem offensichtlichen Rückschlag im Prozess der Verständigung der europäischen Völker begegnen? Wie lässt sich insbesondere das deutsch-griechische Verhältnis vor weiterem Schaden bewahren und künftig wieder verbessern? Wie sehen die Griechen Deutschland und die Deutschen heute?

Prof. Dr. Konstantinos Simitis
Ministerpräsident der Republik Griechenland von 1996 bis 2004 – Geb. 1936 in Piräus, 1954-1959 Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Philipps-Universität Marburg (hier 1959 Promotion) und 1961-1963 an der London School of Economics and Political Science. Ab 1971 Dozent an der Universität Konstanz, von 1971 bis 1975 Professor für Handels- und Bürgerliches Recht an die Justus-Liebig-Universität zu Gießen. Ab 1977 Professor an der Panteion-Universität Athen. Um der Verhaftung während der griechischen Militärdiktatur zu entgehen, kam Simitis 1969 erneut nach Deutschland. Er wirkte 1974 bei der Gründung der Panhellenischen Sozialistischen Bewegung PASOK mit, war lange Vorstands- und Präsidiumsmitglied. 1985 wurde Simitis Parlamentsabgeordneter der PASOK für den Wahlbezirk Piräus. Er bekleidete Ministerämter in allen Regierungen und einer Allparteienkoalition von 1989. 1996 trat Simitis die Nachfolge des Parteigründers Andreas Papandreou als Ministerpräsident an.
2004 trat er als Ministerpräsident zurück.

3. Oktober 2012, 11 Uhr, Ratssitzungssaal des Rathauses


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© Osnabrücker Friedensgespräche | Uwe Lewandowski