Empörung in den Städten? – Welche Signale geben die Zusammenstöße in Frankreich?

Statements und Diskussion anlässlich des 26. Internationalen Hansetages in Osnabrück mit

Dr. Herbert Schmalstieg
Oberbürgermeister der Stadt Hannover, Mitglied im Präsidium des Deutschen Städtetages

Prof. Dr. Marianne Rodenstein
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main

Prof. Dr. Hartmut Häußermann
Humboldt-Universität zu Berlin

Gesprächsleitung
Dr. Daniela De Ridder, Fachhochschule Osnabrück


Im Herbst 2005 erschütterten zahllose nächtliche Zusammenstöße zwischen Jugendlichen und der Polizei die französische Öffentlichkeit und die öffentliche Ordnung in den großen Städten unseres Nachbarlandes. Sichtbarste Fanale für das Aufbegehren unter der frankophonen Bevölkerung mit nordafrikanischen Wurzeln waren die allabendlich in den Vorstädten brennenden Autos, deren Anzahl täglich neue Rekorde erreichte. Entzündet an zwei Todesfällen nach einem Polizeieinsatz, zog die Empörung immer weitere Kreise: das Vorgehen der Ordnungskräfte, die grassierende Arbeits- und Perspektivlosigkeit, überhaupt das gefühlte Abgeschriebensein eines überwiegend sozial nicht integrierten Bevölkerungsteils erfüllte für einige Wochen die Aufmerksamkeit des ganzen Landes. Seitdem fragen sich die Nachbarn in Europa, ob dies alles auch bei ihnen möglich sei. Denn Einwanderung, soziale Deklassierung, architektonische und ästhetische Unwirtlichkeit bzw. Verwüstung der Stadträume, Armut, »Kiez«- oder »Ghetto«-Bildung, erhöhte Kriminalität und das Entstehen von Parallelgesellschaften gehören in ganz Westeuropa zur Realität der Städte. Sind damit die Würfel für die globalisierte Postmoderne gefallen? Hat der Prozess der »Segregation«, der dauerhaften Aufteilung der Bevölkerungen, das alte politische Ziel der »Egalité«, der Chancengleichheit innerhalb einer Gesellschaft, ad absurdum geführt? Was bedeutet das für die aktuelle Integrationsdebatte?

Dr. h. c. Herbert Schmalstieg
Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover – Geb. 1943, Bankkaufmann und Werbeassistent; 1968 Wahl in den Rat der Landeshauptstadt, seit 1972 Oberbürgermeister, 1996 Direktwahl zum hauptamtlichen OB Hannovers. 1986-1996 Mitglied des Niedersächsischen Landtages, seit 1974 Mitglied im Präsidium des Deutschen Städtetages und dessen Vizepräsident, 1986-1989 dessen Präsident.

Prof. Dr. rer. pol. Marianne Rodenstein
Professorin für Soziologie und Sozialpolitik mit dem Schwerpunkt Stadt-, Regional- und Gemeindeforschung am FB Gesellschaftswissenschaften der J. W. Goethe-Universität (seit 1988) – Geb. 1942, 1991-2000 Mitglied im Gutachtergremium des Forschungsverbundes »Public Health« des Bundesministeriums für Forschung, Bildung und Technologie.

Prof. Dr. rer. pol. Hartmut Häußermann
Professor für Stadt- und Regionalsoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin (seit 1993) – Geb. 1943, 1976-1978 Professor für Stadt- und Verwaltungssoziologie in Kassel, 1978-1993 Professor für Stadt- und Regionalsoziologie in Bremen, 1995-1999 Mitglied im Wiss. Beirat des Ministeriums für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr des Landes Brandenburg, seit 1989 Mitherausgeber von »Leviathan – Zeitschrift für Sozialwissenschaft«, 2005 Mitbegründer und Sprecher des Georg-Simmel- Zentrums für Metropolenforschung in Berlin.

6. Juni 2006, 19:00 Uhr, Ratssitzungssaal des Rathauses Osnabrück