Der Internationale Strafgerichtshof: Auf dem Weg zu weltweit mehr Gerechtigkeit?

Festvortrag zum Osnabrücker Friedenstag und zum Tag der Vereinten Nationen in Verbindung mit der Deutschen Gesellschaft
für die Vereinten Nationen – DGV mit

Bootschafter a.D. Dr. Hans-Peter Kaul
Richter am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag

Gesprächsleitung
Prof. Dr. Albrecht Weber, Universität Osnabrück

Seit dem 1. Juli 2002 gibt es den Internationalen Strafgerichtshof im niederländischen Den Haag. Damit begann nominell ein neues Kapitel der modernen Menschheitsgeschichte: Viele Völker­rechtler, Politiker und Vertreter von Menschenrechts­organisationen teilen die Hoffnung, dass nun eine Instanz zur Handlungs­fähigkeit und Wirkung gelangt, die jene Massenmörder zu fürchten haben, die bisher unbehelligt blieben, sobald sie von einer einheimischen Justiz nicht belangt wurden. Dieses Gericht ist die erste ständige internationale Rechtsinstanz, die Einzelpersonen für schwere Menschenrechtsverlet­zungen wie Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsver­brechen und Angriffskriege zur Verantwortung ziehen kann. Als Verbrechen gegen die Menschlichkeit gelten vorsätzliche Tötung, Ausrottung, Versklavung, Vertreibung, Folter, Vergewal­tigung, Nötigung zur Prostitution oder erzwungene Schwangerschaft, Verfolgung aus politischen, rassischen, nationalen, ethnischen, kulturellen und religiösen Gründen oder aus Gründen des Geschlechts. Wie sieht die Arbeit dieses Gerichts aus? Welche Möglichkeiten zur Ermittlung von Beweismitteln hat es? Wie begegnen sich dort unterschiedliche Rechtskulturen? Wie werden Verdächtige und Beschuldigte dem Gericht zugeführt?

Hans-Peter Kaul
Richter am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag seit Februar 2003 – Geb. 1943, Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg und Lausanne, Eintritt in den Diplomatischen Dienst, Konsul und Presseattaché in Oslo, dann im Auswärtigen Amt in Bonn und später an den deutschen Botschaften in Tel Aviv und Washington tätig. 1993-1996 Erster Rat bei der Ständigen Vertretung bei den UN in New York, 1996-2002 Leiter des Völkerrechts­referats des Auswärtigen Amtes, Botschafter und Beauftragter für den Internationalen Strafgerichts­hof; 2003 Botschafter und Beauftragter für Visa- und Zuwanderungsfragen.

26. Oktober 2004, 20:00 Uhr, Rathaus Osnabrück