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Presseinformation
27. September2004

 

Nähe und Distanz zwischen Briten und Deutschen

Britischer Botschafter Sir Peter Torry spricht am Tag der Deutschen Einheit bei den Osnabrücker Friedensgesprächen

Die gegensätzlichen politischen Richtungsentscheidungen zum Irakkrieg verursachten den jüngsten großen Dissens im deutsch-britischen Verhältnis. Vor Jahren war es Premierministerin Thatcher, die mit ihren Bedenken gegenüber der deutsch-deutschen Vereinigung die deutsche Anglophilie strapazierte, während die Politik Kanzler Kohls in England Ängste vor einem ›Vierten Reich‹ in Deutschland nährte.

Immer wieder scheinen interessierte Missverständnisse das zumeist unproblematische, heute vielfach freundschaftliche Verhältnis zwischen den Einwohnern beider Länder in Frage zu stellen. Großbritannien verteidige gegenüber den europäischen Nachbarn hartnäckig seine ehemalige, jetzt verblühte Weltmachtrolle, lautet einer der Vorwürfe vom Kontinent. Die Deutschen beanspruchten ein Führungsrolle in der nur angeblich so egalitären Europäischen Union und streiften dabei ihre historische Verantwortung ab, argwöhnen viele Briten.

Der britische Botschafter in Deutschland hat indessen andere Alltagsprobleme: »Europa, unsere Gemeinsamkeiten und die Frage, wie wir noch besser voneinander lernen können, unsere wirtschaftlichen Probleme zu lösen - das sind die wahren Schwerpunkte meiner Arbeit in Berlin, nicht die Schrecken unserer Vergangenheit«, wird Sir Peter Torry, seit Mai 2003 Chef der britischen Mission in Berlin, zitiert.

Dennoch ist das Bild vieler Briten von Deutschland unbestreitbar noch häufig geprägt von der Gegnerschaft in zwei Weltkriegen. Das bekommen auch Besucher der Insel zu spüren, gelegentlich sogar handgreiflich. Die gemeinsame Geschichte ist weiterhin Kampfplatz um Wahrheiten und Deutungen, und sie ist deswegen zugleich Mahnung zu gegenseitiger Verständigung. Vieles in den gegenseitigen ›Feindbildern‹ ist bloß Klischee. Aber eine verschärfte internationale Lage, wie zuletzt durch den Irakkrieg entstanden, kann offenbar auch politischen Sprengstoff in das ›Haus Europa‹ bringen.

Am Sonntag, den 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, wird Sir Peter Torry im Rahmen der Osnabrücker Friedensgespräche um 11 Uhr im Rathaus zum Thema »Großbritannien und die Bundesrepublik heute« sprechen. Zuvor um 10.30 Uhr wird er sich bei einem Empfang im Friedenssaal in das Goldene Buch der Stadt eintragen.

Peter Torry wurde 1948 in Berlin geboren. Nach seinem Studium in Oxford trat er 1970 in den britischen Diplomatischen Dienst ein und wurde an die Botschaften in Havanna und Jakarta und Bonn entsandt. Am damaligen bundesrepublikanischen Regierungssitz war er von 1981 bis 1985 tätig. Nach anschließenden Jahren im Außen- und Commonwealth-Ministerium in London wurde Torry 1989 als Botschaftsrat nach Washington berufen und 1998 zum Botschafter in Spanien ernannt. Sir Peter lebt in Berlin mit seiner Frau Angela und drei Töchtern.

 

 
 
Unterstützt vom Förderkreis Osnabrücker Friedensgespräche e.V