Verständigung mit Iran – aber wie?

Statements und Diskussion mit

Dr. Navid Kermani
Schriftsteller und Orientalist, Köln

Ulrich Tilgner
Journalist und Publizist, Hamburg

Gesprächsleitung
Prof. Dr. Reinhold Mokrosch


Im Jahr 1979 beendete eine soziale Revolution die Regentschaft des autokratischen, westlich orientierten Schahs von Persien. Unter Führung von Ajatollah Khomeini entstand die Islamische Republik Iran, die die Beseitigung sozialer Ungleichheit und den Armen die Überwindung ihrer Not versprach. An der Spitze des Staates steht heute der oberste schiitische Rechtsgelehrte Ajatollah Chamenei. Regierungschef ist Präsident Ahmadinedschad, dessen Amtszeit in Kürze endet. Er steht am 14. Juni 2013 nicht zur Wiederwahl. Die Menschenrechtslage im Iran wird weltweit kritisiert. Die freie Meinungsäußerung, die Versammlungs- und die Vereinigungsfreiheit sind stark eingeschränkt, die Justiz beruft sich auf Grundsätze der Scharia. Oppositionelle und BürgerrechtlerInnen werden willkürlich festgenommen, dürfen nicht ins Ausland reisen. Bei Inhaftierten sind Folter und Misshandlungen an der Tagesordnung. Amnesty International berichtete über die Vollstreckung der Todesstrafe an mehreren Hundert Menschen im Jahr 2012. Außenpolitisch ist Iran isoliert. Seit 2006 fordert der UN-Sicherheitsrat von Iran die Beendigung seines Atomprogramms, das als Vorbereitung zur Beschaffung von Atomwaffen gewertet wird. Sanktionen der USA und der EU verbieten den Export technologischer Güter und Software nach Iran. Westliche Einfuhrverbote für iranisches Erdöl und Gas sowie weitreichende Beschränkungen im Finanzbereich setzen Iran unter Druck. Der Führung wird zudem zur Last gelegt, mit Vernichtungsdrohungen gegen Israel und der Unterstützung der libanesischen Hisbollah einen Frieden im Nahen Osten unmöglich zu achen. Die Vorbehalte gegenüber Iran sind zahlreich. – Ist im Iran eine Kursänderung möglich? Welche Chancen bieten sich der Zivilgesellschaft im Iran? Ist die Einbeziehung Irans in eine Sicherheitspartnerschaft im Nahen und Mittleren Osten vorstellbar?

Dr. phil. habil. Navid Kermani
Orientalist und Schriftsteller – Geb. 1967 in Siegen als Kind iranischer Eltern, Studium der Orientalistik, Philosophie und Theaterwissenschaft in Köln, Kairo und Bonn; dort 1998 Promotion, 2006 Habilitation. Von 2000 bis 2003 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin; von 2009 bis 2012 Senior Fellow am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen. 2013 Gastprofessor für Ideengeschichte des Islam an der Goethe-Universität Frankfurt.

Ulrich Tilgner
Journalist und Auslandskorrespondent – Geb. 1948 in Bremen, Studium der Kultur-, Politikwissenschaft und Wirtschaftsgeschichte in Freiburg und Tübingen. Seit 1976 Journalist, seit 1980 Korrespondent für TV und Presse im Nahen und Mittleren Osten, u. a. in Amman, Bagdad und von 2002 bis 2008 für das ZDF in Teheran und Afghanistan.


4. Juli 2013, 19:00 Uhr, Ratssitzungssaal des Rathauses Osnabrück


Bildergalerie

© Osnabrücker Friedensgespräche | Uwe Lewandowski