Spielverderber? Neue Medien, Computerspiele und Jugendgewalt

Statements und Diskussion mit

Prof. Dr. Christian Pfeiffer
Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Hannover

Alexander T. Müller
Gründer der Turtle Entertainment GmbH, Leiter des eSport-Teams SK Gaming, Köln

Gesprächsleitung
Prof. Dr. Beate Wicher und Prof. Dr. Reinhold Mokrosch, Universität Osnabrück


Nach jedem Amoklauf kommt die Frage erneut auf: Sind Killerspiele am Computer schuld daran? Für die Massenmedien steht dies meist schon vorher fest. Auch wissenschaftliche Stimmen warnen, der ständige Aufenthalt in digitalen Parallelwelten führe zu Fehlentwicklungen und fördere unter Umständen die Gewaltbereitschaft insbesondere bei männlichen Jugendlichen. Denn in Spielen vom Typ »Ego-Shooter« gelte das Gesetz des Stärkeren, und Gewalt sei das Mittel der Wahl. Empathie, also die Fähigkeit zum Mitleiden werde nicht gefördert, sondern geradezu abgewöhnt. Schon wenn Jugendliche nur ab und zu am PC spielen, treibt viele Eltern die Sorge um, dass Ihre Sprösslinge die Hausaufgaben oder andere Pflichten vernachlässigen. »Wir wollen doch nur spielen«, sagen die Betreffenden selbst und bestehen auf der Harmlosigkeit ihres Tuns, das im Übrigen – so das Ergebnis anderer Untersuchungen – als durchaus wertvoll einzuschätzen sei, weil Reaktionsvermögen und Feinmotorik der Spieler trainiert würden und nützliches PC-Wissen eingesammelt. Spätere Gewalttäter brächten ihre Disposition schon mit und würden nicht erst am PC ›verdorben‹. Die Diskussion scheint regelmäßig in Forderungen und Mahnungen an die Adresse des Gesetzgebers zu münden. Verbote, Altersbeschränkungen, Zertifizierungen werden gefordert. Für deren politische Gegner steht damit nichts Geringeres als die Freiheit auf dem Spiel. Das Friedensgespräch soll dazu dienen, in dieser kontroversen und teils hitzigen Debatte begründbare Positionen zu beziehen, gegenseitiges Verständnis zu erzeugen und möglichst konkrete Handlungsschritte zu beschreiben.

Prof. Dr. Christian Pfeiffer
Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e. V. – Geb. 1944, Studium der Rechtswissenschaften in München sowie der Sozialwissenschaften und Kriminologie an der London School of Economics and Political Sciences. Von 1976 bis 1984 Wiss. Assistent an der Universität München. 1985 stellv. Direktor, seit 1988 Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e. V., seit 1987 zugleich Universitätsprofessur für Kriminologie, Jugendstrafrecht, Strafvollzug an der Universität Hannover. Von Dez. 2000 bis März 2003 Niedersächsischer Justizminister.

Alexander T. Müller
Managing Director des e-Sport-Teams SK Gaming, Gründer, Marketing und Sales Direktor der Turtle Entertainment GmbH. Geb. 1976, Studium der Volkswirtschaftslehre in Köln.


7. April 2010, 19:00 Uhr, Ratssitzungssaal des Rathauses Osnabrück


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© Osnabrücker Friedensgespräche | Uwe Lewandowski