Männlichkeit, Ehre und Gewalt

Statements und Diskussion mit

Prof. Dr. Ute Frevert
Historikerin, Direktorin des Forschungsbereichs »Geschichte der Gefühle« am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin

Prof. Dr. Gunnar Heinsohn
Soziologe und Publizist, Bremen

Yilmaz Atmaca
Schauspieler und Theaterpädagoge, Berlin

Gesprächsleitung
Dr. Daniela De Ridder, Gütersloh


Physische Gewalt – von Menschen anderen Menschen im zivilen Leben zugefügt, auf der Straße, im Wohnviertel, auf den Rängen eines Fußballstadions oder in der Kneipe – verstößt gegen die vermeintlich festen Regeln des Zusammenlebens. Sie macht Angst und empört Betroffene wie Beobachtende. Was ist da los? Habgier und Eifersucht sind uns als Antriebe zu kriminellen Taten noch geläufig. Aber »verletzte Ehre«, »mangelnder Respekt« oder einfach nur scheele Blicke, die zu Prügelorgien und Messerattacken mit oft dramatischem Ausgang führen, verweisen auf scheinbar archaische, überwunden geglaubte Motivlagen. In soziologischen Diagnosen wird nach solchen Taten oft der Kreis der Verdächtigen großzügig erweitert: Außer den Tätern selbst sind noch (männliches) Geschlecht und Lebensalter, Herkunft, Kultur oder Glaube (mit)ursächlich für Gewaltausbrüche. Oder auch die Schule, die Familie, das »Milieu«. Wie aber ist die ›Denke‹ der jugendlichen Täter(innen) und die ihres Umkreises zutreffend zu beschreiben? Welche kulturellen Muster und Vorbilder spielen für sie eine Rolle? Wie lassen sich potentiell Gefährdete vor der Beschädigung anderer und vor einem auch für sie selbst desatrösen Konflikt mit den Ordnungsmächten der Gesellschaft bewahren? Und wie kann man sich selbst vor drohender Gewalt schützen?

Prof. Dr. Ute Frevert
Historikerin, Direktorin des Forschungsbereichs »Geschichte der Gefühle« am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung seit 2007 – Geb. 1954, Studium der Geschichte und Sozialwissenschaft in Münster, Bielefeld und London; Promotion 1982, Habilitation 1989; anschließend u. a. Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, Professorin für Geschichte an der FU Berlin, an der Universität Konstanz und an der Universität Bielefeld. Von 2003 bis 2007 war sie Professorin für Deutsche Geschichte an der Yale University. Seit 2008 ist Ute Frevert Honorarprofessorin der FU Berlin.

Prof. Dr. Gunnar Heinsohn
Soziologe, Ökonom und Publizist – Geb. 1943, Studium der Soziologie, Psychologie, Wirtschaftslehre u. a. in Berlin. Promotionen in Soziologie (1974) und Wirtschaftswissenschaften (1982). Aufenthalt in Israel 1976 bis 1978. Von 1984 bis 2009 Professor für Sozialpädagogik an der Universität Bremen. 1993 gründete Heinsohn das Raphael-Lemkin-Institut für Xenophobie- und Genozidforschung, dessen Sprecher er ist. Forschungsschwerpunkte sind beispielsweise die Geschichte und Theorie der Zivilisation sowie Probleme der Demographie.

Yilmaz Atmaca
Schauspieler, Regisseur und Theaterpädagoge, Gruppenleiter im mit dem PRIX COURAGE 2009 ausgezeichneten Berliner Projekt »HEROES® – Gegen Unterdrückung im Namen der Ehre« – Geb. 1970 in der Türkei, Schauspielausbildung in Istanbul, seit 1995 in Berlin lebend, hier Studium der Theaterpädagogik an der Universität der Künste, seither Teilnahme an Workshops und Fortbildungen (»Method-Acting«, Maskenspiel u. a.)


15. März 2011, 19:00 Uhr, Aula der Universität Osnabrück, Schloss, Neuer Graben


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© Osnabrücker Friedensgespräche | Uwe Lewandowski