Journalisten in Gefahr – Zum Stand der Presse-, Medien- und Informationsfreiheit

Statements und Diskussion mit

Christian Mihr
Geschäftsführer von »Reporter ohne Grenzen«, Berlin

Maryna Rakhlei
Journalistin aus Belarus, Berlin

Shi Ming
Journalist, Schriftsteller und Übersetzer, Freiburg

Gesprächsleitung
Dr. Sven Jürgensen, Leiter des Presseamtes der Stadt Osnabrück


Die 1985 gegründete, international agierende Nichtregierungsorganisation »Reporter ohne Grenzen« zählt derzeit mindestens 189 Journalisten sowie 180 Blogger und Internetaktivisten, die wegen ihrer Arbeit in Haft sitzen – die meisten von ihnen in der Türkei und in China. Seit Beginn des Jahres 2013 kamen bereits 11 Journalisten, Online-Aktivisten und sog. Bürgerjournalisten ums Leben. »ROG« setzt sich weltweit für Meinungs- und Pressefreiheit ein, recherchiert und dokumentiert Verstöße gegen dieses Menschenrecht und unterstützt verfolgte Journalisten und Medien. Während in demokratischen Gesellschaften Klagen über »Rufmord«- Pressekampagnen und Internet-»Shitstorms« diskutiert werden, sind Journalisten und Blogger andernorts oft strafrechtlicher Verfolgung und Angriffen auf Leib und Leben ausgesetzt. Hunderte stehen vor Gericht oder verbüßen Haftstrafen wegen Delikten wie »Beleidigung von Staatsorganen« oder Politikern, wegen »Störung der öffentlichen Ordnung« oder »Gefährdung des inneren Friedens«. Hierzulande konstituiert das rundrecht der Presse-, Informations- und Medienfreiheit die Räume demokratischer Öffentlichkeit, die einen pluralistischen Meinungsstreit ermöglichen. Autoritäre Regierungen, die den freien öffentlichen Diskurs und mit ihm die Demokratie fürchten, praktizieren Zensur, Behinderung und Einschüchterung. Die Macht des Wortes und der Bilder wird demnach unterschiedlich gewichtet und nicht selten mit Verfolgung und Mord beantwortet. Gibt es dennoch Aussichten für Transparenz und Freiheit der Berichterstattung? Bieten neue Medien und soziale Netzwerke Wege und Möglichkeiten, die Freiheit der Meinung und ihrer Veröffentlichung auch gegen Verbote durchzusetzen?

Christian Mihr
Diplom-Journalist, Geschäftsführer der deutschen Sektion von »Reporter ohne Grenzen« seit 2012 – Geb. 1976, Studium der Journalistik und Politikwissenschaft in Eichstätt-Ingolstadt und Santiago de Chile. Ab 1995 als Journalist für Print- und Onlinemedien sowie als Medientrainer und Dozent in Russland und Deutschland tätig. Ab 2008 Redaktionsleiter beim Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung »n-ost« in Berlin, zuvor Abteilungsleiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) in Bonn.

Maryna Rakhlei
Journalistin, Sozialwissenschaftlerin – Geb. 1980 in Minsk, nach einem Sprachenstudium und ersten journalistischen Tätigkeiten in Belarus (Weißrussland) Praktika und Recherchen in Deutschland und USA sowie Studium der Europawissenschaften in Berlin; Korrespondentin für Nachrichtenagenturen, Gründung eines eigenen Internet-Blog. Seit 2012 tätig als Programmkoordinatorin beim German Marshall Fund of the United States in Berlin.

Shi Ming
Freier Journalist und Publizist – Geboren 1957 in Peking, 1978 bis 1982 dort Studium der Germanistik und der Rechtwissenschaften; 1982 bis 1986 tätig in der Deutschen Redaktion von Radio China International; von 1986 bis 1990 Jurist/Projektmanager bei der China National Technical Import Corporation. Seit 1990 als Journalist und Publizist für ARD, ZDF, Deutschlandfunk sowie überregionale Zeitungen tätig. 2004 Wahl zum Präsidiumsmitglied des deutschen P.E.N-Zentrums.


14. März 2013, 19:00 Uhr, Ratssitzungssaal des Rathauses


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© Osnabrücker Friedensgespräche | Uwe Lewandowski