Fußball – Spielfeld für Integration oder Ausgrenzung?

Statements und Diskussion mit

Willi Lemke
UN-Sonderberater für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung, Schirmherr des Afrika-Festivals Osnabrück 2010

Nia Künzer
Frühere Frauenfußball-Bundesliga- und Nationalspielerin, Wetzlar

Prof. Dr. Gunter A. Pilz
Sportwissenschaftler an der Leibniz Universität Hannove

Gesprächsleitung
Prof. Dr. Christian Wopp, Universität Osnabrück


Seltsam, wie die Fußballbilder flackern: chaotische Szenen da, wo gewaltbereite Fans gegnerischer Mannschaften im Stadion, am Bahnhof oder auf der Straße hasserfüllt aufeinander losgehen; tausendfacher Jubel über Tore und Siege auf den Zuschauerrängen und ein ›Sommermärchen‹, als bei der WM 2006 in Deutschland fröhliche Ausgelassenheit und schwarz-Rot-Gold die Szene beherrschten; dann wieder rassistische Hetzparolen und Drohungen, mit denen unliebsame Spieler, Trainer, Schiedrichter eingeschüchtert, gemobbt, werden; und ergreifende Momente des Mitgefühls bei der Trauerfeier für ein Torhüter-Idol. Nun steht die Fußball-WM 2010 in Südafrika vor der Tür. Für weiße und farbige Bürger der Republik Südafrika wie für den ganzen Kontinent und die Welt wird sie Sehnsüchte nach Gemeinschaftsgefühl, (National-)Stolz und Freude bedienen und integrierende, identitätsstiftende Wirkungen entfalten. Ist da die Ausgrenzung von vermeintlich ›anderen‹ nur eine kaum vermeidbare Schattenseite des Sports? Wie aber kommt es zur Dualität von positiven Begleiterscheinungen des Fußballs wie der Freude an Spiel und Wettkampf, entstehendem Gemeinsinn, Anerkennung und Bewunderung von Stars und ihren Leistungen einerseits und negativen Aspekten wie der Herabsetzung vermeintlicher Gegner, Freisetzung von Aggressionen, des Schürens von Hass und Gewaltbereitschaft bis hin zu Chauvinismus und Rassismus?

Willi Lemke
Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden seit 2008 – Geb. 1946, Studium der Erziehungs- und Sportwissenschaften, dann Planer an der Universität Bremen. Von 1974 bis 1981 Landesgeschäftsführer der SPD Bremen, von 1981 bis 1999 Manager von Werder Bremen. Von 1999 bis 2007 Senator für Bildung und Wissenschaft, von 2007 bis 2008 Senator für Inneres und Sport in Bremen. Seit 1999 im Aufsichtsrat der Werder Bremen GmbH & Co KG, seit 2005 dessen Vorsitzender.

Nia Künzer
Ehemalige Fußballnational- u. Bundesligaspielerin – Geb. 1980 in Botswana, wo die Eltern als Entwicklungshelfer arbeiteten. Mit dem 1. FFC Frankfurt zwischen 1999 und 2008 siebenmal Deutsche Meisterin und Pokalsiegerin sowie dreimal UEFAWomen’s-Cup-Siegerin. Teilnahme an 34 Länderspielen; beim Weltmeisterschaft-Finale 2003 erzielte Künzer das spielentscheidende Tor. Seit 2006 u.a. für die ARD beratend tätig und engagiert in Präventionsprojekten. 2008 Studienabschluss als Diplom-Pädagogin an der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Prof. Dr. phil. Gunter A. Pilz
Sportwissenschaftler an der Leibniz Universität Hannover seit 1975 – Geb. 1944, Studium der Soziologie, Psychologie und Volkswirtschaftslehre. Gutachter für das Bundesinnenministerium zu Fragen von Sport und Gewalt, Fanverhalten und Fankultur, Rechtsextremismus im Sport; Berater des DFB sowie von Bundes- und Länderministerien; Fachautor.


6. Mai 2010, 19:00 Uhr, Kongress-Saal der OsnabrückHalle


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© Osnabrücker Friedensgespräche | Uwe Lewandowski