Friedensgespräch mit Matthias Platzeck und Irina Scherbakowa
Der frühere Ministerpräsident des Landes Brandenburg,
ehemalige Oberbürgermeister von Potsdam und kurzzeitige
SPD-Bundesvorsitzende Matthias Platzeck amtiert seit
2014 als Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums
e.V., das sich der Pflege der deutsch-russischen Beziehungen
widmet. Zusammen mit der Moskauer Germanistin und Histo-rikerin
Dr. Irina Scherbakowa wird er am Mittwoch, 21. Oktober
2015, 19 Uhr, zu einem von Prof. Roland Czada geleiteten
Podiumsgespräch in der Schlossaula der Universität erwartet,
um über die Chancen einer positiven Fortentwicklung
des in eine Krise geratenen deutsch-russischen Verhältnisses
zu sprechen.
Machtwechsel und Krieg in der Ukraine, Anschluss der
Krim an Russland, wechselseitige Wirtschaftssanktionen
und Feindschaftsbekundungen vieler Art stehen in scharfen
Kontrast zum gemeinsamen Aufbruch von Deutschen und
Russen nach der Öffnung des Ostblocks im Jahr 1989.
Damals sollten, nach Jahrzehnten von Kriegen, Besatzung
und gegenseitiger Bedrohung, die Gründe für alte Konflikte
endlich beseitigt sein. Wirtschaftsbeziehungen sollten
zum beiderseitigen Vorteil entwickelt werden, Begegnungen
der Menschen sollten gefördert, Sicherheitsfragen gemeinsam
erörtert werden.
Aktuell stehen sich in Syrien russische und US-amerikanische
Militärs gegenüber, in der Ostukraine besteht ein prekärer
Waffenstillstand. Politiker und nationalistische Propagandisten,
die die Konfrontation weiter verschärfen, haben auf
beiden Seiten Einfluss gewonnen. Oppositionelle zivilgesellschaftliche
Initiativen werden behindert oder an den Rand gedrängt.
Das Friedensgespräch stellt die Frage, wie die deutsch-russischen
Beziehungen gegenwärtig aus unterschiedlichen Blickrichtungen
beschrieben werden und ob weitere Eskalation und Entfremdung
drohen. Gesucht wird nach geeigneten Schritten, um unter
den aktuellen Bedingungen eine friedensorientierte Wendung
im Verhältnis beider Staaten und ihrer Menschen herbeizuführen.
Matthias Platzeck, 1953 in Potsdam geboren, schloss
ein Studium an der TH Ilmenau 1979 als Diplomingenieur
für biomedizinische Kybernetik ab. 1988 war er Gründungsmitglied
der Bürger-initiative AG für Umweltschutz und Stadtgestaltung,
die er 1989/1990 am Zentralen Runden Tisch der DDR in
Berlin vertrat.
Irina Scherbakowa promovierte 1972 im Fach Germanistik.
Sie arbeitete als Übersetzerin, Journalistin und Redakteurin
für Literaturzeitschriften sowie als Dozentin an der
Universität für Geisteswissenschaften, Moskau. Sie unternahm
historische Forschungen, u.a. in Archiven des KGB, zu
Fragen des kulturellen Gedächtnisses und der Erinnerungspolitik.
In der Menschenrechtsgesellschaft »Memorial«
wirkt sie seit 1999 als Koordinatorin eines jährlichen
Geschichtswettbewerbs für Jugendliche. In Deutschland
ist sie seit 1999 Mitglied im Kuratorium der Gedenkstätte
Buchenwald, des Beirats der Stiftung Topographie des
Terrors in Berlin und der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste.
2014 erhielt Irina Scherbakowa in Oldenburg den Carl-von-Ossietzky-Preis
für Zeitgeschichte und Politik.
|