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Presseinformation
25. September 2008

 

Türkei und Deutschland - Nachbarn, Partner, Freunde?

Friedensgespräch zum Tag der Deutschen Einheit

Deutschland einmal aus der Sicht seiner Nachbarn zu sehen - das ist die Idee der Friedensgespräche, die seit 10 Jahren jeweils am Tag der deutschen Einheit stattfinden. Der Kreis der Nachbarn ist seither größer geworden. Neue EU-Mitglieder zählen wir zu unseren Nachbarländern und auch die Anwärter auf diesen Status, darunter die Türkei. Am Freitag, den 3. Oktober, 11 Uhr, hält der türkische Politologe und Publizist Prof. Dr. Hüseyin Bagci im Rathaus den Festvortrag in deutscher Sprache. Moderiert wird die Veranstaltung von Prof. Dr. Ingeborg Tömmel, Direktorin des Jean Monnet Centre of Excellence in European Studies der Universität Osnabrück. Erstmals laden zur Festveranstaltung am Tag der Deutschen Einheit Stadt und Universität Osnabrück gemeinsam mit dem Landkreis Osnabrück ein.

Bagci ist Professor für internationale Beziehungen an der Middle East Technical University in Ankara und dort auch stellvertretender Vorsitzender des Zentrums für europäische Studien. Er hat über die Außenpolitik der Türkei publiziert und ist zudem TV-Kommentator und Kolumnist für die Turkish Daily News in Ankara. Die Annäherung der Türkei und Europas ist seiner Ansicht nach unumkehrbar: »Die Türkei investiert seit 350 Jahren politisch, intellektuell, kulturell und zivilisatorisch im Westen, d.h. sie befindet sich nicht auf der falschen Seite der Geschichte«, so Bagci, »der Prozess der Modernisierung und Verwestlichung nach dem europäischen Modell ist eine Entwicklung, die die Türkei nicht mehr rückgängig machen kann - und Europa auch nicht«.

Die verstärkte, oft kritische Aufmerksamkeit deutscher Medien auf Ereignisse und Entwicklungen in der Türkei scheint dies zu unterstützen: Die Wahrnehmung der Türkei und der Türken in Deutschland ist darüber in den vergangenen Jahren differenzierter, vielgestaltiger geworden. Nicht länger gilt die Türkei bloß als Herkunftsland von Zuwanderern oder als preiswertes Urlaubsland. Deutsche Erwartungen richten sich seit 2001 u.a. auf einen essentiellen Beitrag der Türkei in der Auseinandersetzung mit dem radikalen Islamismus. Aber auch verlässliche demokratische Entwicklungsschritte, der Schutz der Minderheiten und zugleich eine stabile Staatlichkeit werden von der Türkei gefordert.

Welche Erwartungen umgekehrt die türkische Seite gegenüber Deutschland hegt, werde sein Vortrag deutlich machen, sagt Professor Bagci und gibt einen ersten Hinweis: »Wenn wir den mittleren Osten demokratisieren wollen, sollten wir das nicht auf die amerikanische Art und Weise machen, sondern auf die europäische: Die Demokratisierung sollte von unten kommen, von der Zivilgesellschaft, den Universitäten, Intellektuellen, Frauen usw., aber nicht von oben. Das ist in diesem Teil der Welt nicht akzeptabel«, erläutert der 1988 an der Universität Bonn promovierte Politikwissenschaftler.

Bagci kehrte zunächst als Assistenzprofessor an die renommierte Middle East Technical University in Ankara zurück und wurde 1992 dort Professor. Spätere Forschungsaufenthalte führten ihn an das Deutsche Orient Institut in Hamburg, zur Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Bonn sowie nach England und Italien. Bagci ist Autor zahlreicher Buch- und Presseveröffentlichungen zu außen- und sicherheitspolitischen Fragen u.a. auf dem Balkan und zum Verhältnis Europas bzw. Deutschlands zur Türkei.

Unterstützt vom Förderkreis Osnabrücker Friedensgespräche e.V