Presseinformation, 12. Februar 2003
Wirtschaft im Zeichen des Protests?
Ethische Fragen zur Zukunft von Kapital und Arbeit beim Friedensgespräch am 14. Februar

Mittelständische Unternehmer gehen gegen steigende Steuern und Abgabenlasten auf die Straße und Tarifabschlüsse geraten wegen Gefährdung des Standorts Deutschland in die öffentliche Kritik. Zunehmend wichtig für die Verfassung des inneren Friedens im Land erscheinen jetzt auch wirtschaftliche Fragen. Proteste erreichen die Politik wegen deren Bringschuld für den angekündigten Umbau der sozialen Sicherungssysteme, für Arbeitsmarktreformen nach Rezepten der Hartz-Kommission, für Steuerpolitik und Subventionsabbau und die Sanierung der öffentlichen Haushalte. Aber auch multinationale Konzerne, deren Top-Manager bis zum mehrhundertfachen ihrer Arbeitnehmer verdienen, geraten in den Brennpunkt. Bilanzfälschungen und Korruption im Interesse von Vorständen und Shareholders bzw. Aktionären kennzeichnen einen neuen "Raubtierkapitalismus". Helfen in dieser Lage ethische Prinzipien, an denen sich das Wirtschaftsgeschehen orientieren könnten? Oder sind Menschenwürde, Zukunftsorientierung und Gerechtigkeit - regional wie global und auch zwischen den Geschlechtern - nur leere, hilflose Formeln?

Am Freitag, 14. Februar 2003, 19 Uhr diskutieren im Rahmen der Osnabrücker Friedensgespräche im Ratssitzungssaal des Rathauses der Bonner Wirtschaftsexperte Prof. Dr. Meinhard Miegel und der Osnabrücker Wirtschaftspolitiker Ernst Schwanhold, der bis zum Herbst 2002 in Nordrhein-Westfalen als Minister für Wirtschaft und Mittelstand, Energie und Verkehr amtierte. Professor Miegel ist als Mahner und Warner vor einem zukunftsblinden Pragmatismus in der Wirtschaftspolitik bekannt. Als Jurist und Philosoph arbeitete er für den damaligen CDU-Generalsekretär Kurt Biedenkopf, bevor er 1992 als Hochschullehrer am die Universität Leipzig ging. Heute leitet Miegel das Bonner Institut für Wirtschaft und Gesellschaft und ist Berater u.a. für Internationale Wirtschaftsbeziehungen, für Zukunftsfragen und als Mitglied der Global Aging Commission des Center for Strategic & International Studies in Washington. Ernst Schwanhold, beruflich zunächst in der Chemieindustrie tätig, war von 1990 bis 2000 Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis 33 Osnabrück. Er leitete u.a. die Bundestags-Enquête-Kommission »Schutz des Menschen und der Umwelt «. Von 1995 bis 1998 war er wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und Mitglied des Fraktionsvorstands. 1998 bis 2000 war er auch stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion.