Korea – Von feindlicher Ko-Existenz zur Einheit?

Statements und Diskussion mit

Prof. Dr. Eun Jeung Lee
Institut für Koreastudien der Freien Universität Berlin

Hartmut Koschyk MdB
Präsident der Dt.-Koreanischen Gesellschaft, Parl. Staatssekretär im Bundesfinanzministerium

Dr. Karin Janz
Langjährige Entwicklungshelferin in China und Nordkorea, Berlin

Gesprächsleitung
Prof. Dr. György Széll, Universität Osnabrück


Die 1985 gegründete, international agierende Nichtregierungsorganisation »Reporter ohne Grenzen« zählt derzeit mindestens 189 Journalisten sowie 180 Blogger und Internetaktivisten, die wegen ihrer Arbeit in Haft sitzen – die meisten von ihnen in der Türkei und in China. Seit Beginn des Jahres 2013 kamen bereits 11 Journalisten, Online-Aktivisten und sog. Bürgerjournalisten ums Leben. »ROG« setzt sich weltweit für Meinungs- und Pressefreiheit ein, recherchiert und dokumentiert Verstöße gegen dieses Menschenrecht und unterstützt verfolgte Journalisten und Medien. Während in demokratischen Gesellschaften Klagen über »Rufmord«- Pressekampagnen und Internet-»Shitstorms« diskutiert werden, sind Journalisten und Blogger andernorts oft strafrechtlicher Verfolgung und Angriffen auf Leib und Leben ausgesetzt. Hunderte stehen vor Gericht oder verbüßen Haftstrafen wegen Delikten wie »Beleidigung von Staatsorganen« oder Politikern, wegen »Störung der öffentlichen Ordnung« oder »Gefährdung des inneren Friedens«. Hierzulande konstituiert das rundrecht der Presse-, Informations- und Medienfreiheit die Räume demokratischer Öffentlichkeit, die einen pluralistischen Meinungsstreit ermöglichen. Autoritäre Regierungen, die den freien öffentlichen Diskurs und mit ihm die Demokratie fürchten, praktizieren Zensur, Behinderung und Einschüchterung. Die Macht des Wortes und der Bilder wird demnach unterschiedlich gewichtet und nicht selten mit Verfolgung und Mord beantwortet. Gibt es dennoch Aussichten für Transparenz und Freiheit der Berichterstattung? Bieten neue Medien und soziale Netzwerke Wege und Möglichkeiten, die Freiheit der Meinung und ihrer Veröffentlichung auch gegen Verbote durchzusetzen?

Christian Mihr
Diplom-Journalist, Geschäftsführer der deutschen Sektion von »Reporter ohne Grenzen« seit 2012 – Geb. 1976, Studium der Journalistik und Politikwissenschaft in Eichstätt-Ingolstadt und Santiago de Chile. Ab 1995 als Journalist für Print- und Onlinemedien sowie als Medientrainer und Dozent in Russland und Deutschland tätig. Ab 2008 Redaktionsleiter beim Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung »n-ost« in Berlin, zuvor Abteilungsleiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) in Bonn. Auch nahezu 60 Jahre nach dem Koreakrieg befindet sich die asiatische Halbinsel in einem Zustand, der weder Krieg noch echter Frieden ist. Als Folge von Kolonialzeit, Weltkrieg und Ost-West-Konflikt leben die Menschen beiderseits des 38. Breitengrades strikt voneinander getrennt und leiden unter der politischen Spaltung. Dabei datieren erste Pläne für eine Wiedervereinigung bereits aus dem Jahr 1960. Und im Jahr 2000 wurde Südkoreas Präsident Kim Dae-jung für seine »Sonnenscheinpolitik« gegenüber dem Norden mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Noch 2007 wurde bei einem historischen Gipfeltreffen zwischen beiden Staaten eine Friedenserklärung unterzeichnet. Die Staatschefs Süd- wie Nordkoreas riefen in der Erklärung zu Frieden, Wohlstand und engerer Wirtschaftszusammenarbeit auf. Doch wie sollte ein historischer Kompromiss zwischen dem auf dem Weltmarkt erfolgreich agierenden Kapitalismus Südkoreas und dem – allen Berichten aus Nordkorea nach – ideologisch gleichgeschalteten Staatssozialismus, der seinen Bürgern nur einen vergleichsweise ärmlichen Lebenstandard genehmigt, aussehen? So wartet die Welt auf den Zusammenbruch des »Steinzeitkommunismus« in Nordkorea – und fürchtet ihn zugleich wegen dessen atomar bewaffneter Militärmacht. Von Entspannung kann keine Rede sein. Nachbarstaaten und Großmächte wie Japan, China, Russland und die USA nahmen und nehmen auf unterschiedliche Weise Einfluss.
Wie können sie zur Lösung des Koreakonflikts beitragen?

Prof. Dr. Eun Jeung Lee
Professorin für Koreastudien an der Freien Universität Berlin seit 2008 – Nach einem Studium der Soziologie, Politikwissenschaft und Ethnologie in Göttingen dort 1993 Promotion, 2001 Habilitation an der Universität Halle-Wittenberg, anschließend dort Privatdozentin und Leitung von Forschungsprojekten u.a. zum Verlauf der deutschen Vereinigung seit 1990.

Hartmut Koschyk
Mitglied des Bundestages (CSU) seit 1990, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen seit 2009, Präsident der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft e.V., Bonn – Geb. 1959, 1978 Abitur und Eintritt bei der Bundeswehr als Offizieranwärter. Von 1983 bis 1987 Wiss. Mitarbeiter im Bundestag und Studium der Geschichte und der Politischen Wissenschaften in Bonn. 1987 bis 1991 Generalsekretär des Bundes der Vertriebenen. Im Bundestag Sprecher zweier Enquete-Kommissionen zur Geschichte und den Folgen der SED-Diktatur in Deutschland. 2002 bis 2005 innenpolitischer Sprecher der CDU-/CSU-Fraktion, 1998 bis 2010 Vorsitzender der deutsch-koreanischen Parlamentariergruppe des Bundestages.

Dr.-Ing. Karin Janz, Dipl. Ing.
Landnutzungsplanerin, Gutachterin – Geb. 1959, Studium der Biologie und Geographie an der Freien Universität Berlin sowie der Landschaftsplanung und Umweltwissenschaften an der Technischen Universität Berlin, langjährige leitende Tätigkeiten für die deutsche Entwicklungshilfeorganisation GTZ in China sowie für die Deutsche Welthungerhilfe e. V. in Nordkorea.


14. März 2012, 19:00 Uhr, Ratssitzungssaal des Rathauses


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© Osnabrücker Friedensgespräche | Uwe Lewandowski